Die Kirchweih („Kerb“) wird am zweiten Sonntag im Juli gefeiert, denn in dieser Zeit liegt sowohl der Kilianstag als auch der Gedenktag der Zehntausend Märtyrer, deren Geschichte in der Sakristei dargestellt ist.
Erstmals wird ein Kirchweihfest 1584 erwähnt. Es dauert vier Tage, von Sonntag bis Mittwoch. Am Dienstag feiert man (bis Ende des vorigen Jahrhunderts) unter freiem Himmel in Groschlag, weil die Hochstädter Kirche ja auch die Kirche von Groschlag war.
Am Kirchweihfest beteiligt sich die ganze Gemeinde. Die Familien schaffen Tische und Bänke auf den Platz beim Rathaus, die „Tanzplacke“, dazu Wein, Kuchen und Hausgeschlachtetes. Der Platz wird mit Birkenbäumen geschmückt, die nach Beendigung des Festes verkauft werden. Dann wird bei Spiel und Tanz gefeiert. Auch Verkaufsbuden werden aufgestellt Bei schlechtem Wetter geht man auf den Rathaussaal, dem einzigen größeren Raum im Ort..
Die Aufstellung eines Karussells wird 1879 erstmals erwähnt. Spieltische und Porzellantische und ein Spielwarenstand kommen 1893 hinzu. Im Jahre 1909 haben die Karussellbetriebe Heinrich Schrodt aus Niedergründau und Friedrich Schulz aus Langenselbold ihren Standplatz am „Rußloch“ auf dem Gartengrundstück des Geschäfts Hans Fischer (Kreuzung Bahnhofstraße/Ringstraße). Die Verkaufsstände stehen an beiden Seiten der Hauptstraße und zum Teil an der Bischofsheimer Straße.
Als Gehilfen suchen sich die Wirte immer zwei oder drei junge Männer aus als „Kerbburschen“. Die besorgen aus dem Wald Birkenbäume und kleine Fichten. Die Birken werden vor den Eingängen der Wirtshäuser aufgestellt. Die Fichten werden mit bunten Papierstreifen geschmückt und am Gestänge der Aushängeschilder befestigt. Außerdem ist es Aufgabe der Kerbburschen, die Mädchen zum Tanz aufzufordern, die nicht so Zuspruch bei den Burschen finden. Die Jungen und Mädchen sitzen dabei an getrennten Tischen. Reiche Bauern stiften manchmal Wein für die Mädchen, seltener für die Jungen.
Gefeiert wird um die Jahrhundertwende an drei Tagen: am Sonntag, am Mittwoch und am nächsten Sonntag. Die Hochstädter bleiben am liebsten unter sich. Dem entspricht der Schlachtruf bei der Kerb. Die eine Gruppe ruft: „Wem ist die Kerb?“ Die andere Gruppe antwortet: „Uns ist die Kerb!“ Nur zur Nachkerb, wenn die Geldbeutel der Einheimischen schon leer sind, sieht man es ganz gern, wenn die Gäste aus den Nachbargemeinden kommen.
In neuerer Zeit wird eine „Zeltkerb“ auf dem Festplatz an der verlängerten Schützenstraße gefeiert. Die Kapellen waren so teuer geworden, daß kein Wirt sie mehr bezahlen konnte. Die Feier der Kerbauf den Sälen hatte aufgehört. Eine einzige große Feier in einem Zelt war da eine günstige Lösung. Ein Verein übernimmt dabei die Organisation, die anderen Vereine helfen. So kann sich die Kerb behaupten trotz Straßenfest und Altstadtfest und sonstigen Festen der Vereine.
Gefeiert wird jetzt von Donnerstag bis Montag, an dem es einen Frühschoppen und eine Kinderbelustigung gibt. Zum Abschluß wird in manchem Jahr ein ausgestopfter Kerbbursch begraben. Dabei wird die kirchliche Handlung der Bestattung nachgeahmt. Doch der Vorgang wird von Kirche und Obrigkeit argwöhnisch überwacht, damit er nicht in eine Gotteslästerung ausartet.
In den letzten Jahren ist das Volksfest „Kerb“ verschiedentlich ausgefallen. Aber die Feier der „Kirchweih“ hat dennoch immer in der Kirche stattgefunden, das Gedenken braucht kein Volksfest.