Trotz des reformierten Einflusses, der durch die Hanauer Grafen gefördert wird, gibt es eine von Geistlichen geführte Richtung, die dem lutherischen Bekenntnis anhängt.
Sie gibt der lutherischen Abendmahls- und Heilslehre den Vorzug und hält an den alten Bräuchen fest. Im Erbvertrag unter den Hanauer Grafenlinien vom 18. Juli 1610 wurde festgehalten, daß in Religionsdingen nichts geändert werden darf.
Als1642 das ganze Hanauer Grafenhaus ausstirbt, kommt mit Graf Friedrich Casimir die streng lutherische Linie Hanau-Lichtenberg zur Regierung. Angeblich soll das lutherische Bekenntnis mit dem reformierten gleichberechtigt werden. Aber in Wirklichkeit werden lutherische Beamte bevorzugt. Lutherische Bürger finden in größerer Zahl Aufnahme. Am Hof und danach auf den Orten werden lutherische Gottesdienste eingerichtet.
Durch den Haupt-Rezess vom 26. August 1670 werden den Reformierten und den Lutheranern die ungehinderte Ausübung der Religion zugestanden. Der rechtliche und tatsächliche Stand der reformierten Kirche muß „unverrückt" bleiben. Aber auch die Lutheraner dürfen sich zu einer Gemeinde zusammenschließen, wenn mindestens acht Familien am Ort vorhanden sind. Sie dürfen Kirchen und Schulen bauen und Pfarrer und Lehrer anstellen, müssen aber alles aus ihren eigenen Mitteln unterhalten.
Die lutherische Gemeinde Hochstadt wird 1686 gegründet. Zunächst hält man in einem Privathaus Gottesdienst. Die Kirche wird im Jahre 1687 erbaut auf dem Grundstück in der Lutherstraße Nr. 9. In dieser Kirche wird der Taufstein aus der reformierten Kirche aufgestellt, der heute wieder in der Kirche steht. Den Gottesdienst hält zunächst ein Schulrektor aus Hanau. Wahrscheinlich handelt es sich um Johann Martin Junker, den späteren ersten lutherischen Pfarrer in Hoch-stadt.
Einen Schulmeister. hat die Gemeinde von Anfang an. Unterricht wird zunächst in dem Haus Ritterstraße Nr. 6 gehalten, bis 1692 das lutherische Pfarrhaus mit Schulsaal in der Lutherstraße Nr. 9 gebaut wird. Das Haus in der Ritterstraße dient bis zur Union 1818 als Lehrerwohnung.
Mit dem Tod des letzten Grafen von Hanau 1736 fällt die Herrschaft Hanau an Hes-sen-Kassel und hat damit wieder ein reformiertes Herrscherhaus. Das verstärkt den Druck auf die Lutheraner. Ihnen wird zum Beispiel 1744 verboten, während des reformierten Gottesdienstes beim Krämer Meerbott einzukaufen. Andererseits dürfen auch die lutherischen Gottesdienste nicht durch reformierte Gottesdienste oder andere Veranstaltungen gestört werden.
Bis 1810 hat die lutherische Gemeinde einen eigenen Pfarrer. Zu ihr gehören auch die Lutheraner in Bischofsheim, Dörnigheim und Wachenbuchen, Kesselstadt ist Filialgemeinde. Bis 1816 ist die Gemeinde dann ein Vikariat von Bruchköbel. Danach kommt es zur Hanauer Union mit den Reformierten.