
Und einer ist da
Lange und verbindlich gebunden sein ist gerade nicht „in“: Frei wollen wir sein, flexibel und am besten unabhängig von irgendwelchen Institutionen oder Auflagen.
So jedenfalls erleben wir es in vielerlei Zusammenhängen in den heutigen Tagen: Immer weniger Ehrenamtliche auf den langfristigen Posten. Aber auch innerhalb der Familien leben wir frei und individuell – das ist wohl einfach vielfach so in 2019.
Und dann kommt da einer und sagt: Ich bin bei euch, nicht nur heute oder morgen, sondern „alle Tage“, das heißt bis die Welt zu Ende geht. Jesus nun wieder. Jesus, der Freigeist, der sich nicht an Konventionen bindet, er ist die Verbindlichkeit in Person. Er ist kein Typ für eine flüchtige, oberflächliche Begegnung, er möchte da sein, mit uns in Gott verbunden, und das für immer. Seine Bindung ist die Taufe, das sagt er kurz vorher. Aber eben nicht nur als Forderung an uns, sondern als Zusage: Ich bin da – für immer! Ich bin immer an deiner Seite, ob auf deinem ganz persönlichen Weg mit Gott, oder im Miteinander mit den anderen Menschen.
Jesus spannt den Bogen in meinem Leben – zeigt mir ein Morgen, indem er mich im Heute trägt und begleitet: Dafür kämpft er wie nur der Sohn Gottes kämpfen kann, dafür leidet er, wie nur ein Mensch leiden kann. Ostern ist das Fest der Verbundenheit Jesu mit uns, indem er uns vorausgeht, durch den Tod hindurch in die Auferstehung.
Ist das nicht schön? Wenn gerade in den heutigen Zeiten jemand zu uns sagt: Ich bin bei dir! Und dafür nehme ich auch was auf mich! Wie gut, wie getragen kann ich mich da in dieser Verbindung fühlen und wie wahrhaft frei werde ich in dieser Verbindlichkeit, in der ich mir um morgen keine Gedanken machen muss. Mein Leben wird deshalb nicht immer anders: Kleine und große Anforderungen, Krieg, Unglück, Krankheit, Tod ... all das erleben wir. Aber ich bin nicht allein. Mich tröstet das! Jesus ist mittendrin – vor und hinter mir und geht meinen Weg mit – „alle Tage bis an der Welt Ende“.
Pfarrerin Julia Freiburger
Wellerode