
Zu schwer zu tragen
David ist eine der zentralen Figuren in der Bibel. Er ist bekannt für sein wunderbares Harfenspiel und seine poetischen Begabungen. Mit seiner Musik gelang es David, das Gemüt von König Saul immer wieder zu erhellen, der offensichtlich unter Depressionen litt.
Davids Gesänge sind später in die Psalmgebete der Bibel eingeflossen. Von den 150 Psalmen sollen allein 73 von ihm stammen. Durch sie bekommen wir einen Einblick in Davids Seelenleben wie bei sonst keiner anderen biblischen Person. Wir hören darin von Freude und Klage, Dank und Trauer, und sogar von seinem Umgang mit Schuld. Der 38. Psalm ist ein Bußpsalm. In ihm schreit David zu Gott, dass ihm die Sünden über den Kopf wachsen, dass sie eine schwere Last sind – zu schwer für ihn zu tragen.
Nach Sauls Tod wird David König. Mit ihm leuchtet ein neuer Stern unter den Herrschern auf, in den viele Hoffnungen gesetzt werden. Schnell wird aber deutlich, dass er ein Mensch mit Fehlern und Schwächen ist, der auch Schuld auf sich lädt. Er nimmt sich, was ihm nicht gehört, und er lässt sehenden Auges Unrecht zu. Als er sehr krank wird, hat er Zeit zum Nachdenken. Er klagt über seine schwere Krankheit und darüber, dass sich andere Menschen von ihm abwenden und ihn sogar anfeinden, weil sie einen Zusammenhang zwischen Schuld und Krankheit sehen.
David erkennt seine Schuld, gesteht sie Gott gegenüber ein. Das ist bemerkenswert, denn viele Menschen vertuschen ein Leben lang ihre Fehler. Gleichzeitig wehrt er sich gegen die Anschuldigungen seiner ehemaligen Freunde. Er sieht keinen Zusammenhang zwischen Schuld und Krankheit. Er bittet Gott, ihm beizustehen. In ihn setzt er sein ganzes Vertrauen. Er betet: „Herr, all mein Sehnen liegt offen vor dir, mein Seufzen ist dir nicht verborgen.“(Psalm 38,10)
Der Kern dieses Psalms ist der Umgang mit Schuld. David steht ein für seine eigenen Vergehen und sein Versagen. Er gibt seine Schuld zu und bittet Gott inständig um Beistand. Er erhofft von ihm, davon befreit und von der Krankheit geheilt zu werden.
Ich glaube, dass vor Gott kein Seufzen und Sehnen verborgen bleibt. Gott sieht das Herz jedes Menschen. Und so wird er auch heute jeden hören, der seine Schuld und seine Fehltritte bekennt. Er kann alles noch zum Guten wenden.
Dekanin Carmen Jelinek
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